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Blockaden und Ablösung

 
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Lyra



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Anmeldedatum: 12.12.2007
Beiträge: 39

BeitragVerfasst am: 28.01.2008, 17:27    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo,

hier führe ich mal die Themen fort, die für mich durch den Film "Schattenkinder" und die Diskussion danach aktuell geworden sind:

Ich ringe schon seit ewigen Zeiten mit einer Blockade, die verhindert, dass ich mich wirkungsvoll abgrenzen kann und zwar dort, wo es wirklich nötig wäre, also in den Schlüsselmomenten in denen es sich entscheidet, ob ich wieder "platt gemacht" werde.

Heute morgen konnte ich es endlich auch im Bauch spüren und nicht nur im Kopf begreifen: Meine Mutter hat es sich nur mit ihrem kranken Denken herbei phantasiert, dass ich ihre Feindin bin! Ich war es ja nie wirklich! Ich bin total unschuldig!

Mir wird aber bewusst, dass ich in der Feindrolle seit meinem 7. Lebensjahr drin bin für die Menschen, die mir am wichtigsten waren. Dazu gehören auch meine Brüder! Die haben nie begriffen, was mir angetan wurde und das war mir ein Rätsel und ich fühlte mich von ihnen verraten! Wieso kamen die auf die Idee, dass ich so stark sei? Ich erlebte viel schlimmere Notlagen und Krankheiten als sie, war immer im Überlebenskampf verstrickt und sie konnten sich kreativ entfalten. Welch ein Luxus!

Jetzt weiß ich, wieso das so ist! Ein echter Feind ist ja ein übermächtiger Gegner, normalerweise und hat es in der Hand dem Opfer zu schaden. Also kam bei meinen Brüdern an, dass unsere Mutter Angst vor mir hat und unter meiner Existenz leidet. (Ja klar, ein 7 jähriges verängstigtes Kind ist ja so super gefährlich! )
Das bedeutet aber auch, dass ich die einzige war, die ihrer Manipulation widerstanden hat! Ich blieb innerlich frei und das hab ich zumindest meinem Vater zu verdanken, wenn er mich auch sonst im Stich gelassen hat! Er hat mich unbewusst vor meiner Mutter geschützt, indem ich mich auf ihn zumindest teilweise verlassen durfte.

Von meinem älteren Bruder weiß ich, dass er mich um meine innere Freiheit beneidet. Er ist in der Macht meiner Mutter und dem MB versunken und musste sich freikämpfen aus der Traumprinzrolle, hat das aber nie geschafft, sondern den MB an mich und unseren Bruder weitergegeben. Deshalb hab ich dann meine Freiheit doch noch durch ihn verloren. Das ist der Hammer und das wird mir jetzt erst klar! Er hat mich um den Finger gewickelt und mich jahrelang davon überzeugt, dass wir doch eine Chance auf eine gute Beziehung haben, weil er ja Therapie gemacht hat.

Aber diese Chance gab es nie! Weil es für mich das Tabu gibt zu sehen, was er mit mir immer noch machen will!Zumindest erklärt das, wieso ich sehr auf Distanz zu ihm bin, inzwischen.

@ Susan: in dem Punkt hast Du absolut Recht! Da versucht er, mich noch immer zu missbrauchen und davon zu profitieren. Ich soll es aber nicht merken und er selber merkt es auch nicht. Da bin ich mir in dem Fall sicher, weil es da noch so einige Probleme in seinem Leben gibt, die er nicht lösen kann, wegen diesem blinden Fleck, wo er seine Beteiligung von sich weist und alles rosig verbrämt sehen möchte. Da sage ich ihm aber normalerweise die Meinung und kann jetzt demnächst hoffentlich auch Klartext in Bezug auf meine Grenzen reden.

Mein jüngerer Bruder wollte von mir gerettet werden und gefördert und ich sollte eine Art Mutterersatz sein. Klar, wenn ich diese Position in der Familie habe! Für beide Brüder kann ich nur die Böse sein, wenn sie es nicht reflektieren und das hat mich in den letzten 10 Jahren fast um den Verstand gebracht, weil ich ja fast alles verloren habe: Mein Zuhause, meine Familie, meine Gesundheit, eine Berufslaufbahn.

Ich wollte die ganze Zeit diese Rolle los werden! Ich wollte als das Opfer gesehen werden, das ich ja tatsächlich war, um anders behandelt zu werden. Meine Mutter hat aber immer versucht, einen Kampf daraus zu machen, wer die Gute und wer die Böse ist. Zum Glück weiß ich, dass sie da ihren alten Konflikt mit ihrer Schwester auf mich übertragen hat und kann mich besser innerlich davon distanzieren!

Also auf den Punkt gebracht: Weil ich die Rolle loswerden wollte, hab ich sie durch das Ringen und Kämpfen scheinbar bestätigt! Das scheint so eine Art Automatismus zu sein. Das wirkt dann so, als sei der Täter das Opfer des Opfers.

Wie aber soll sich ein Mensch wehren können und eine eigene Abgrenzung entwickeln, wenn er dazu verpflichtet wurde, seine Unschuld zu beweisen und still zu halten, weil er sonst der Böse ist?!

Die ganzen Jahre war ich in der Rolle der Feindin gefangen und versuchte das Gegenteil zu beweisen. Diese innere Revolte erzeugt aber sogar bei vielen fremden Menschen eine Gegenreaktion. Das wird mir gerade klar! Auch wenn sie Verständnis haben könnten. Es fühlt sich für Unwissende aber unstimmig an, wenn ich nicht weine sondern wüte und gegen etwas kämpfe, das aber IN MIR ist. Es ist ja in mir dieses Feindurteil, weil ich es übernommen habe und ich werde es nicht los, wenn ich kämpfe, sondern wenn ich es loslasse!

Ich hab sehr viel revoltiert und gegen das Tabu verstoßen, etwas zu erzählen und dadurch habe ich ständig dieses Feindurteil in mir gefüttert und es ging mir immer schlechter. Ich hab ja "ausgepackt", um meine Unschuld zu beweisen. Das muss ich aber nicht, sie ist ja Tatsache! Nur wenn ich aus einem inneren Bedürfnis auspacke, so wie hier, dann bin ich frei von der falschen Beweisführung und dann hilft mir das weiter, wie ich sehe und ihr vielleicht auch.

Hier mach ich aber erst mal einen Punkt und lass es sacken. Vielen Dank fürs Lesen und ich freu mich über Anregungen und wenn ihr mitmacht!

Liebe Grüße

Lyra

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Es existiert ein Interesse an der generellen Rezession der Applikation relativ primitiver Methoden komplementär zur Favorisierung adäquater komplexer Algorithmen.

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jK
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BeitragVerfasst am: 29.01.2008, 14:30    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lyra,

ich weiss nicht, ob Dr das was bringt, wenn ich hier her schreibe, doch ich versuche es einmal.
Im Moment fahren meine Gedanken Achterbahn, ich habe wieder verdammt viel gelesen, kapiert und auch teilweise umsetzen können.

Ich sehe das Ganze im Moment sehr stark aus der Rolle der Täterin/ Mittäterin heraus, denn ich habe meine 5 Kinder missbraucht, emotional vernächläsigt und psychisch gequält.(unwissend).
Ich habe meine Tochter zu meiner Mutter gemacht, sie war immer mein "grosses" Mädchen und war für mich stark. Ich hielt sie für äusserst selbstbewusst, sah nur das was sie für mich sein wollte.
Wie sehr sie unter diesen vorgegebenen Rolle litt, das konnte ich damals nicht sehen und schon gar nicht fühlnen........... das kam erst viel, viel später ....... zu spät um Ihre Kindheit wenigstens teilweise zu retten.
Nun, meine Tochter war auch für Ihre 4 kleineren Brüder die Feindin, denn sie bekam oft die Rolle der Aufpasserin zugewiesen und agierte Ihre Wut dann an den Brüdern aus.
Ich selber war für meine Mutter immer die "kleine Dumme" und litt darunter, vermutlich auch deshalb verfiel ich in gegensätzliches Handeln und gab meiner Tochter die Rolle der Starken, die sie aber niemals war, sie litt stumm und unendlich.
Gestern hatte ich wieder ein sehr langes und ausführliches icq Gespräch mit meiner Tochter, was mir vieles bestätigt hat.

Meine Kinder gaben auch gegenseitig an Geschwister weiter und "schrieen" auf Ihre Art um Hilfe (Neurodermitis, Bettnässer, allergisches Asthma, Kopfschmerzen u.n.v.m.).
Natürlich war ich als Mutter sehr darum bemüht diese ganzen Symtome zu behandeln, doch kein Artzt oder Buch sagte mir, dass sie an psychischen Qualen litten.
Ich war sehr darum bemüht, es nicht wie meine Mutter zu machen, jedenfalls nicht die Dinge die ich als so schlimm empfunden hatte.
Dabei verfiel ich bei vielen Sachen in das genaue Gegenteil und habe den Kindern dadurch genauso geschadet. Auch lieferte ich meine Kinder an meine Eltern aus, die Ihr grausames Spiel ( wie bei mir u meiner Schwester) an meinen Kindern fortsetzten
Den emotionalen Missbrauch konnte ich damals noch gar nicht erkennen, weder das was meine Eltern mir antaten, noch das was ich meinen Kindern antat.
Ich denke, meine Kinder sind unschuldig, auch wenn sie teilweise für sich gegenseitig Täter waren, denn es wäre meine Aufgabe als Mutter gewesen, dies zu erkennen und sie konnten ja auch gar nicht anders handeln.

Ich habe auch noch teilweise grosse Probleme Grenzen für mich zu setzen, sei es meiner Mutter gegenüber oder auch meinen emotional blinden Söhnen gegenüber (die ich ja selber zur Blindheit erzogen habe).

Nun ja, ich höre hier mal auf, vielleicht bringt Dir das ja was, mir war es ein Bedürfnis das zu schreiben.

Liebe Grüße
jK
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Wir sind umgeben von emotionaler Blindheit,
doch es wird kommen, für immer mehr, die Zeit,
wo es Menschen in die eigene Wahrheit treibt.
Wer erst einmal die ganze Wahrheit sehen kann,
meint sterben zu müssen oder verzweifeln daran,
doch in Wahrheit fängt man endlich zu leben an!
©by jK
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Lyra



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BeitragVerfasst am: 29.01.2008, 22:24    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo jK,

doch das bringt mir sogar sehr viel - Danke dass Du so offen bist!

Ich halte es ja immer kaum für möglich, was da plötzlich in Gang kommt. Ich merke erst jetzt, wie gestaut alles war und wie isoliert von sinnvollem Austausch. So fühlt es sich also an, wenn durch andere Menschen etwas in Gang kommt!
Es war ja bisher meist so, dass ich mich durch andere Menschen blockiert, unterdrückt und ausgegrenzt fühlte, weil die Situation nicht passte und meine Haltung wohl auch nicht oder auch die falschen Leute da waren.

Das ist also wirklich neu! - Also habe ich die ganzen Jahre durch meine innere Arbeit alles nur aktiviert und angedacht. Die Analysen gingen teilweise ganz schön ins Theoretische oder waren logisch, tasteten aber die Wahrheit nur begrenzt an. - Mir fällt dazu aber auch dieses Zwiebelmodell ein. Ich hab schon vor vielen Jahren gehört, diese innere Arbeit sei wie das Entdecken der einzelnen Zwiebelschalen und Schichten. Es geht immer weiter ins Innere und dabei muss man viel weinen. - Allerdings gefällt mir persönlich das Labyrinth-Modell besser: Man kommt immer an den selben Stellen vorbei aber immer auf andere Art und Weise, immer der Mitte ein wenig näher. Wenn man die Mitte(die eigene und die Wahrheit) erreicht hat, kann man umkehren und ist frei, kann wieder nach außen gehen.

Also jetzt aber zu dem was Du schreibst, jK.

Ich weiß nicht genau warum, aber Deine Worte haben schlagartig bei mir bewusst gemacht, was mein Bruder mit mir wirklich getan hat, worin der innere Schaden bei mir besteht und dass er trotz seiner 12 Jahre schon ein Unrechtsbewusstsein hatte, das er aber ganz absichtlich und bewusst überschritten hat. Dafür müsste er im nachhinein Verantwortung übernehmen, sich davon distanzieren und sich zumindest entschuldigen und in Zukunft sein Verhalten mir gegenüber ändern.

Also es lief konkret so: vor einigen Jahren erzählte mir mein Bruder, nach der Therapie, dass er damals genau wusste, dass ich wehrlos war und dass er deshalb zu mir gekommen ist. - Deine Worte haben mir bewusst gemacht, dass er damit mir die Verantwortung für sein Tun übertragen hat und das bis heute! Er wusste genau, dass ich wohl NEIN sagen werde aber dass ihm dieses Nein so scheißegal ist, dass er absichtlich darüber hinweg gehen wird, weil ich ausgeliefert und ohne erwachsene Unterstützung war. ER WOLLTE MICH BEWUSST ÜBERWÄLTIGEN.
So ist das danach dann auch geblieben! Er hat mich innerlich beschädigt! Er war nach außen nett zu mir aber eigentlich war er total sadistisch und weidete sich daran, dass er die Macht hat und ich notgedrungen diese Macht dulde und harmonisch tue, eben weil er dieses Gesetz erlassen hat, dass mein Nein nichts gilt. Zu diesem "Gesetz" gehört auch, dass ich selber dran Schuld bin, weil ich ihn nicht stoppen kann. Er muss gar nicht auf ein NEIN hören, sondern darf mit mir alles machen, solange ich mich nicht wehren kann. Es liegt angeblich nur an mir, kämpfen zu lernen, mich zu wehren. Aber selbst dann bin ich in der Vergangenheit angeblich immer noch Schuld, weil ich mich damals nicht gewehrt habe. Also eine unentrinnbare Falle und er ist fein raus, kann noch als "Trainer" meiner Wehrhaftigkeit auftreten!

Das ist seine Vermeidungsstrategie, keine Schuldgefühle zu haben. Darum ging es ihm die ganze Zeit. Als ich ihm damals den Brief schrieb, dass ich erkannt habe, was da zwischen uns falsch gelaufen ist, dass ich das nicht wollte und er gegen meinen Willen gehandelt hat, habe ich dieses Tabu und das Gesetz verletzt und er hat Wege gefunden, mich weiter zu verwirren, anstatt es aufzulösen.

Aber jetzt weiß ich es genau! Auch wenn meine Mutter ihn dazu angestachelt und es auf ihn übertragen hat, hat er sich entschieden, mich zu verletzen und zu unterdrücken. Es war kein blinder unkontrollierter Zwang. Ich weiß, wie bewusst man schon mit 5 oder 7 Jahren sein kann, wenn man solche unfähigen Eltern hat. Man ist wacher als andere Kinder und man trifft knallharte Überlebensentscheidungen. Deshalb sind manche Kinder auch in der Lage, andere Kinder oder Tiere zu quälen. Das ist mehr als ein Abreagieren oder Ahnungslosigkeit. Es ist dieses "Fressen oder Gefressen werden". Das kann man sogar bei kleinen ausgesetzten Katzen beobachten. Wenn sie ein gutes Zuhause finden, früh genug, werden sie wieder zu Katzenkindern, werden aber so wie Menschen auch leichter getriggert.
Deshalb ist es auch möglich, dass es Kindersoldaten gibt. Es wird da auf einen inneren Knopf gedrückt und die "Zivilisation" umgangen.

Ich habe mich mit 7 Jahren gegen die Gewalt entschieden, weil ich ein Schlüsselerlebnis hatte. Es gab da ein sehr sensibles und verletzliches Mädchen in meiner Klasse. Ich hatte damals schon begriffen, dass man stark sein muss und ich allein gelassen bin. Ich mochte dieses Kind sehr gerne und sie mich auch. Sie vertraute mir und lehnte sich an, weil ich damals stärker war als andere, wegen meiner überstandenen Krankheit und teilweisen Vernachlässigung. Es machte mich aber fast rasend, wieso sie so "dumm" sein kann, sich nicht zu schützen, ich sorgte mich um sie und ich wollte ihr zeigen, dass es gefährlich sein kann, so schutzlos zu sein. Also demonstrierte ich ihr, ihre Schutzlosigkeit, indem ich ihr meine Hände um den Hals legte. Ich machte das ganz sachte ohne großen Druck aber sie verstand natürlich überhaupt nicht, was ich da tue und warum. Sie fühlte nur, dass ich böse zu ihr bin. Danach hatte sie panische Angst vor mir und ich konnte ihr nichts mehr erklären. Am nächsten Tag kam ihre Mutter mit in die Schule und redete mit mir. Ihr habe ich es dann erklärt und sie reagierte sehr gut, verstand sogar mein Motiv und fragte mich ob denn das wohl der richtige Weg sei, jemandem Stärke beizubringen. Das machte mich sehr nachdenklich und ich sah ein, wie falsch ich gehandelt habe. Danach waren wir wieder Freundinnen, aber es war nicht mehr so wie vorher. Es war was kaputt und das war so schade! Also kann ein Kind sogar mit 7 Jahren schon etwas verstehen und einsehen. Manche früher, manche später.

Ich hoffe, dass das nicht zu heftig für Dich ist, was ich da schreibe, jK aber ich komme jetzt auch zu dem Punkt Deiner Schuldgefühle und würde Dich da gerne etwas entlasten. Einerseits ist es gut, wenn Du Fehler eingestehst, andererseits musst Du aufpassen, dass Du Dich dann nicht opferst und zum Ausgleich nur noch alles alleine trägst. Du hast vielleicht dazu beigetragen, dass Deine Kinder frühzeitig in die Verantwortung gedrängt wurden und sich gegenseitig verletzt haben aber auch sie müssen ihren Teil der Verantwortung gegen ihre Geschwister tragen lernen. Es ist ja nicht gut, wenn dann alle nur auf Dich sauer sind und dafür die Aggression die einem Geschwister gilt auch bei Dir landet. Jeder darf auch auf seine Geschwister sauer sein, was konkrete Taten betrifft und sollte da den Konflikt konstruktiv austragen, sobald das möglich wird.

Ich finde es auch verflixt schwer, zu einem normalen Umgang in der Familie zu finden, wenn so viel schief gelaufen ist. Das führt zu absoluter Verunsicherung, was normale Bedürfnisse, Verantwortungen und Konflikte sind und was zu weit geht. Auch bei mir und meiner Tochter kommt es immer wieder mal zu solchen Vermischungen, auch wenn ich mich jetzt nicht so sehr als Täterin ihr gegenüber fühle. Ich hatte aber lange Jahre wild wuchernde Schuldgefühle, weil ich ihr keine Familie bieten konnte, weil ich fliehen musste mit ihr, weil wir von außen angefeindet wurden, weil ich krank war etc. Alles blockierende Schuldgefühle, die in manchen entscheidenden Momenten vielleicht eine Integration verhindert haben. Wenn ich mich zu Unrecht schuldig fühle und fremde Lasten trage, dann glauben andere aber vielleicht, dass da was dran ist und sind mißtrauisch.
Auch meine Tochter wurde dadurch verwirrt und glaubte dann unbewusst, wenn ich vor 8 Jahren den Zusammenbruch nicht gehabt hätte, dann hätte ich immer und überall alles alleine gemanagt und für sie getan, mich aufgeopfert etc. Das ist dann auch schwierig, wieder ins Lot zu bringen. Auch meine Grenzen kennt sie kaum, weil sie gesehen hat, wie ich von Bezugspersonen mißachtet wurde und versucht, mich zur Bösen zu erklären, wenn ich mich normal abgrenze. Das geht aber immer besser und ich kann das mit ihr besprechen. Sie ist ja schon 21 und da geht mehr als vor 3-4 Jahren oder noch früher. Sie macht auch eine Ausbildung, in der sie sehr bewusst sein muss und das hilft, Altes aufzuarbeiten.

Man darf nicht vergessen, dass Täter auch alle diejenigen mitverletzen, die am Opfer "hängen" in Beziehung mit ihm sind. Das kann das Opfer nicht einfach alles neutralisieren. Wenn es nicht abreagierend weitergibt, dann ist es aber vielleicht einfach zu schwach, seinen Part anderen gegenüber zu erfüllen und die leiden dann. Dadurch ist das Opfer dann aber noch nicht Täter, dazu braucht es noch andere Faktoren, wenn man das nach außen vertuschen will z. B. und erwartet, dass kleine Kinder das auch verheimlichen und stattdessen Erwachsenenaufgaben erfüllen. Aber selbst da gibt es Grenzfälle, wo andere Erwachsene Verantwortung übernehmen müssten und die eigentlichen Täter durch Wegschauen oder sogar Intrigen sind. So wie in dem Film "Schattenkinder" Das war ein gutes Beispiel von absoluter Blindheit und Unzurechnungsfähigkeit der Mutter.

Es kommt mir schon so vor, als müsstest Du da auch noch genau hinschauen, wann Du wirklich einen Fehler gemacht hast und wann es ein Folgeschaden war.

Aber ich habe jetzt hier so unendlich viel geschrieben, das muss jetzt glaub ich erst wieder ruhen. Ich warte dann ab, wie es ankommt, ob Du damit was anfangen kannst.

Liebe Grüße

Lyra



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BeitragVerfasst am: 30.01.2008, 15:59    Titel: Antworten mit Zitat


Hallo Lyra,

ja, es ist wirklich viel, was Du da geschrieben hast und ich denke, unsere Meinungen gehen da auch augenblicklich noch ganz schön weit auseinander.

Ich werde mal versuchen auf Einiges einzugehen, wo ich wesentlich anders fühle und es ganz und gar nicht, mit meinen Gefühlen, Erfahrungen und endlich wieder Erlerntem (Abbau der Blokaden) vereinbaren kann.
Zitat:
Also kann ein Kind sogar mit 7 Jahren schon etwas verstehen und einsehen. Manche früher, manche später.
Ich habe 5 Kinder und ich kann Dir aus Erfahrung sagen, dass Kinder schon bedeutend früher in der Lage sind etwas zu verstehen.
So versteht z.B. schon ein Säugling intuitiv, wie er es seiner Mutter Recht machen kann. "Erziehung" zu festen Esszeiten z.B. wo Kinder lernen müssen ihre Hungergefühle zu beherschen u.n.v.m.
Ich habe Krabbelgruppen geleitet und oft die Brutalität oder geschickte Manipulation von Kleinkindern untereinander beobachtet.
Wenn es z.B. um Süssigkeiten ging und ein Kind das andere weg lockte um dann die Süssigkeiten zu klauen oder es wurde geschlagen um das Speilzeug zu bekommen usw.
Kinder werden fühlend geboren, die Gefühle werden von den Eltern aberzogen, als falsch, unangebracht und unpassend deklariert. Eben manipuliert, mit psychischer und physischer Gewalt.
Kinder lernen nur das, was Ihnen vorgelebt wird, egal was man ihnen auch gegensätzlich dazu versucht verbal zu vermitteln.
Dem Kind bleibt gar nicht anders übrig, als sich anzupassen, denn es ist auf Gedeih und Verderb den Eltern (Tätern) ausgeliefert, es braucht sie zum Überleben.
Ein Verlust der Eltern und Ihrer Zuwendung (wie die auch immer aussehen mag) wäre das Todesurteil für ein Kind.
Kinder entwickeln Überlebensstrategien und suchen sich (oft) wehrlose und unterlegene Opfer für die Gefühle, die sie den Eltern gegenüber nicht zeigen dürfen. Oder sie schädigen sich selber, entwickeln körperliche Symtome/ Krankheiten o.ä.
Zitat:
Ich hoffe, dass das nicht zu heftig für Dich ist, was ich da schreibe, jK aber ich komme jetzt auch zu dem Punkt Deiner Schuldgefühle und würde Dich da gerne etwas entlasten.
Ich habe keine Schuldgefühle mehr meinen Kindern gegenüber, denn ich habe mir vergeben. Ich weiss, dass ich nur immer so handeln konnte, wie ich es besser nicht wusste und konnte.
Es macht mich traurig und wütend, dass ich aus diesen Mustern nicht früher entfliehen/ auflösen konnte, bzw. dass sie mir überhaupt einprogrammiert wurden, ich zur emotionalen Blindheit erzogen worden bin, durch meine Eltern.
Ich klage auch die Gesellschaft an, denn mir hat keiner gesagt, dass meine Kinder (und ich) Probleme durch die Eltern haben. Kein Arzt sagte mir das und auch in keiner der vielen Fachezeitschriften für Eltern, die ich gelesen habe, stand etwas davon.
Zitat:
Einerseits ist es gut, wenn Du Fehler eingestehst, andererseits musst Du aufpassen, dass Du Dich dann nicht opferst und zum Ausgleich nur noch alles alleine trägst.
Ich bin nicht mehr in der Opferrolle, doch ich bin auch der einzige "wissende Zeuge", den meine Kinder haben, die anderen Täter streiten alles ab, verharmlosen oder verdrehen die Tatsachen.
Zitat:
Sie macht auch eine Ausbildung, in der sie sehr bewusst sein muss und das hilft, Altes aufzuarbeiten.
Ich glaube nicht, dass eine Ausbildung wirklich helfen kann aufzuarbeiten.
Mein Kinder sind auch alle erwachsen, haben eine Ausbildung oder sind noch drin und meine Tochter ist im Studium und Mutter.
Zitat:
Es kommt mir schon so vor, als müsstest Du da auch noch genau hinschauen, wann Du wirklich einen Fehler gemacht hast und wann es ein Folgeschaden war.
Die Programmierung findet im frühesten Kindesalter statt, bevor das Gehirn fertig entwickelt ist, dann haben sie Ihre Muster, alles was danach geschieht, das zementiert nur das zuvor Erlernte.
Die ersten Lebensjahre meiner Kinder waren alle von emotionaler Manipulation/ Gewalt und Vernachlässigung duch meine Männer, meine Eltern, Freunde und mich geprägt. Physische Gewalt haben sie auch erfahren, in Forum von Klapsen, festen Griffen, schubsen o.ä.

Erst dadurch wird überhaupt späterer Missbrauch möglich, ein Kind das frei, behütet und kompromislos geliebt, aufwachsen durfte, würde sich wehren.
Deshalb ist es möglich, dass ein ganzes Volk hinter Hitler und seinen Grausamkeiten stand, dass Kinder als Soldaten missbraucht werden usw.

Liebe Grüsse
jK
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Lyra



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BeitragVerfasst am: 30.01.2008, 20:57    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo jK,

schade, dass Du den Eindruck hast, unsere Meinungen seien so unterschiedlich. Nicht, dass sie unbedingt immer gleich sein müssten, aber für mich ergibt sich aus dem, was Du schreibst kein Widerspruch zu meinen Worten. Ich kann das meiste was Du sagst voll unterschreiben.

Vielleicht ist es ja auch missverständlich, was ich geschrieben habe. Ich hatte mich darauf bezogen, dass Du Deine Kinder als unschuldig bezeichnest, obwohl sie sich untereinander verletzt haben, wie Du schreibst. Das ist natürlich ein sensibles Thema für uns beide und auf einer Ebene sind sie ja auch unschuldig. Es ging mir dabei nur um dieses Unrechtsgefühl, dass man schon früh entwickeln könnte. Deshalb hab ich auch von mir und meinem Bruder geschrieben. Er ist und bleibt ein Täter für mich. Es ist ein Erfolg für mich, wenn ich mir das endlich ohne Schuldgefühl erlauben kann. Nur er kann sich bei mir entschuldigen und etwas in Ordnung bringen. Es geht nicht, dass ich ihn nur als Opfer sehe, das er ja auch ist und deshalb entschuldige. Das wird mir gerade sehr bewusst!

Er hat genau gewusst, dass es falsch ist, was er da tut und wollte mich ganz bewusst überwältigen und bis heute ist er davon nicht wirklich abgerückt. - Auch ich konnte zu diesem Unrechtsbewusstsein finden, nachdem ich das Glück hatte, dass eine Erwachsene mich ernst genommen und mit mir geredet hat. Es hätte auch anders laufen können: dass ich von ihr zur Bösen erklärt und bedroht werde, mich ungerecht behandelt fühle und dann auf wehrlose Kinder generell aggressiv reagiere.

Kinder, die sich aus Not anpassen müssen, haben diese Tatsache ja nicht in jedem Fall vor Augen, sonst würden sie zu sehr leiden und ihr Überleben ist damit gefährdet. Sie wachen nur dann auf, wenn sie das zum Überleben nötiger brauchen als die Anpassung.
Wenn sie aufwachen und merken, in welcher Hölle sie leben, so wie ich es bemerkt habe, stellt es sie ins Abseits in dem Familienverband. Meine Mutter hat ja dann auch meine kurze Phase des relativen Wohlgefühls durch neue Wohnumgebung, mehr Freiheit, Schule und bessere Gesundheit auch schnell beendet, indem sie mich zusammengeprügelt hat, bis ich dann verstummt bin. Sie empfand mein Wohlgefühl, dieses wirklich kurze Aufblühen als Bedrohung oder Rebellion gegen sie und hat es beendet. Aber mein Bewusstsein dafür blieb bestehen. Ich wusste, dass meine Mutter und Großmutter irgendwie kaputt waren und auch mich kaputt machen wollten (so nannte ich das damals für mich),so kam das als 7-8 Jährige bei mir an.

Wenn ich Dir mit der Vermutung von Schuldgefühlen zu nahe getreten bin, tut mir das leid, ich hatte diesen Eindruck, vielleicht weil es rüber kommt, wie traurig Du über das Vorgefallene bist, in Kombination mit der anderen Bemerkung. Der Eindruck kann ja täuschen. Wenn Du schreibst, dass Du die einzige wissende Zeugin für Deine Kinder bist, dann ist das schon auch eine Last, die Du für die anderen, die nichts sehen wollen, mitträgst.

Meine Tochter macht eine körpertherapeutische Ausbildung. Also muss sie sogar ihre Themen und Gefühle aufarbeiten, um Klienten behandeln zu können. Es ist sowieso unvermeidlich, dass viel hochkommt bei diesen Übungen. Viele erleben tiefe Krisen in dieser Ausbildung. Es gibt auch einige wenige, die für eine Zeit aussetzen oder sogar aufhören. - Ich meinte natürlich nicht, dass Ausbildungen generell zur Aufarbeitung verhelfen, nur wirklich diese spezielle.

Dann muss es wohl auch ein Missverständnis über den Begriff "Folgeschaden", den ich verwendet habe, geben. Denn genau das, was Du in Deiner Antwort beschreibst, meinte ich doch unter anderem auch! - Gerade weil das Gehirn so früh geprägt wird und alle anderen im Familienverband auch daran beteiligt sind, kann es nicht nur Dein Fehler sein, sondern es ist dann eben auch ein Folgeschaden der schlechten Familienverhältnisse, denen Du ja auch unterworfen warst. Du befreist Dich innerlich daraus und willst es anders machen und das ist ein weiter Weg, der ja im Widerspruch zur Familie stattfindet und sehr anstrengend dadurch ist.

Wenn Du Deine Kinder früh aus der Familie gerettet hättest, so wie ich es mit meiner Tochter versucht habe, sind da aber noch genug Menschen, die genau so drauf sind wie die, vor denen man geflohen ist. Also kann es nicht nur an uns Müttern liegen. Darum ging es mir.
Da beißt sich auch die Katze in den Schwanz. Um die üblen Muster zu verlassen braucht man auch von außen Unterstützung und die findet man oft nur, wenn man schon anders ist. Da bleibt oft nur das therapeutische Umfeld als Hilfe übrig oder andere Betroffene und die Kinder werden dann immer noch in dieser Atmosphäre von Aufarbeitung und Schmerz groß. Wir sind verletzte Mütter und wir können uns nicht in die Gesundheit beamen.

Kinder leiden also unter konkreten Fehlern und unter Folgeschäden. Für beides kann und soll man Verantwortung übernehmen aber meinen eigenen Folgeschaden hätte ich selber nicht verhindern können. das hätte nur der Täter gekonnt.

Vielleicht wird es ja so etwas deutlicher, was ich meinte.

Liebe Grüße

Lyra







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BeitragVerfasst am: 31.01.2008, 16:31    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lyra,

Dankeschön für die ausführliche Erklärung.
Na ja, ich denke man ist wohl niemals sicher, unbewusst geriggerte Gefühle, irgendwo hinein zu interpretieren.

Es fällt mir im Moment auch äusserst schwer, so lange Texte zusammenhängend aufzunehmen.
Ist wirklich ein sehr sensibles und schweres Thema über das wir hier schreiben. Ich denke auch, wir können beide stolz drauf sein, hier so offen darüber schreiben zu können.
Denn es tut weh und rührt sicher an manch offener Wunde, doch die Wahrheit tut nun mal am meisten weh und ist dafür auch das heilsamste, für mich sogat das einzige Heilmittel.

Ich habe leider nicht erkennen können, was meine Eltern mir antaten an emotionaler Manipulation und Vernachlässigung.
Ich habe mich gegen die "manchmal schlagende Gewalt" meiner Mutter aufgebäumt und mit 16 Jahren sie zum ersten Mal zurück geohrfeigt, als sie mit dem Kochlöffel vor mir stand.... das war auch das letzte Mal, dass sie das gemacht hat.
Meinen ersten festen Freund konnte ich auch nach einger Zeit der Gewalt und des sexuellen Missbrauchs verlassen. Mein 2. Freund war ein "sanft" manipulierender Neurotiker, den ich unfreiwillig mit einem Psychatrieaufenthalt verließ.
Danach heiratete ich das "Idealbild" eines Ehemannes (nach meinen Eltern).
Als ich 4 Kinder hatte, war er total überfordert und wurde auch gewalttätig, mir und den Kindern gegenüber. Auch bei Ihm schaffte ich es mich und meine Kinder in Sicherheit zu bringen und "stolperte" hilflos und blind in die nächste manipulative Beziehung.
Ich bekam ein 5. Kind und wir hatten einen privaten Tierschutzhof, wo mich das Leid der hilflosen, geschunden und gequälten Tiere fast umbrachte .......... das Leid meiner Kinder sah ich leider nicht und mein eigenes schon gar nicht.
Ich war ja ständig mit dem Retten irgendwelcher erbarmungswürdigen Kreaturen beschäftigt und meine Kinder halfen aus Leibeskräften.

Nach der Trennung von meinem ersten Mann gab es nur noch einmal eine Situation wo ich meine Tochter mit der Hand ins Gesicht ohrfeigte und danach weinend zusammen brach und mich entschuldigte.
Ich schrie immer meinen 2. Mann an, er solle um Himmels willen niemals schlagen ...... doch seine "Kopfnüsse", Schubse und anderen gemeinen erzieherischen Manipulationen durchschaute ich nicht und die Kinder litten stumm.

Ich wurde von sehr vielen, trotz oder gerade wegen, meines sanften aber bestimmten kämpferischen Aussenseiter Daseins als wunderbare und tolle Mutter gesehen,
Kinder kamen in Scharen zu uns und bewunderten meine Kinder für solch eine "tolle Mutter".........

Ich kämpfte so wohl auch gegen das "klein karierte und ordentliche" Denken und Handeln meiner Mutter an und baute mein Muster der Überforderung mal wieder nach und brach dann 1998 das 2. Mal zusammen unter der schweren Last.


Ich kann schon gut verstehen, wie Du das mit Deinem Bruder meinst und kann mir vorstellen, wie belastend seine heutigen Reaktionen für Dich sein könnten.
Bei meinen Kindern denke ich, dass es eine Sache ist, die sie unter sich ausmachen sollten, denn sie sind ja alle erwachsen und tragen die Verantwortung für Ihr heutiges Leben selber.

Ich habe kaum noch Erinnerungen an die Kindheit mit meiner Schwester, ich habe sie als liebevoll und lehrend in Erinnerung. Sie ist 6,5 jahre älter als ich und mußte oft auf mich aufpassen, mit raus nehmen usw.
Sie zog aus, als ich 13 Jahre alt war und ich fühlte mich so verlassen und einsam. Sie war heimlich über Nacht abgehauen, heute kann ich das gut verstehen.

So, soweit für heute
Wir lesen uns und zum Glück sind wir ja beide in der Lage die Dinge genau zu betrachten und uns zu erklären

Liebe Grüße
jK


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Lyra



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BeitragVerfasst am: 01.02.2008, 18:03    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo jK,

ja, auch ich finde es schön, dass wir uns hier schreiben können über diese heftigen Themen und Gefühle und dass wir beide in der Lage sind, Missverständnisse zu bereinigen. Das ist ja nicht selbstverständlich, gerade wenn Menschen so viel Leid erfahren haben und sich schnell getriggert fühlen. - Ich finde diese Fähigkeit irgendwie beruhigend und aufbauend.

Deine Geschichte ist sehr schlimm und ich finde es sehr wichtig, dass Du es damals geschafft hast, Dich gegen Deine Mutter zu wehren und ihren Angriffen ein Ende zu setzen. Mir war das leider nicht möglich, dazu war meine Mutter zu bedrohlich für mich und ich durch Übergriffe anderer Menschen und durch das Mobbing in der Schule zu geschwächt.

Ich bin dann mit 17 Jahren vor ihr zu meinem Mann geflohen, den ich mit 18 Jahren geheiratet habe. Er war Moslem und ich geriet vom Regen in die Traufe. Vor ihm hatte ich dann ungefähr so viel Angst wie vor meiner Mutter, konnte aber mit meiner Tochter fliehen und habe es erst bei ihm geschafft, mich als Schlußpunkt einmalig mit der Faust zu verteidigen und ihm ein blaues Auge zu verpassen. - Leider hat er mich einige Jahre später, als wir schon längst geschieden waren noch einmal vergewaltigt. Wahrscheinlich als Rache für meine Gegenwehr.

Vor ihm und meiner Familie bin ich wegen meiner Tochter geflohen und wollte ein besseres Leben unter liebevolleren Menschen aufbauen. Leider wurde ich damals von einem Therapeuten missbraucht und das brachte mich dermaßen in Verwirrung und Verzweiflung, dass alles noch schwieriger wurde. Damit ging dann eine Zeit von Fehltherapien und Mobbing los.
Was meine Tochter betraf lief es eigentlich recht gut, trotz allem, nur von außen wurden uns Steine in den Weg gelegt. Einerseits machte ich Vieles anders und besser als meine Eltern, weil ich mich informiert habe und schon viele Jahre ein gutes Vorbild hatte durch eine etwas ältere Freundin und ihre Tochter. (Noch nie vorher war mir so ein wahrhaftiger und partnerschaftlicher Kontakt zwischen Eltern und Kindern begegnet. Diese Frau nahm ihr Kind sehr ernst. Ich war oft bei ihr und sie half mir indirekt, mich aus meiner Ehe zu befreien.)

Andererseits war meine Erfahrung mit "konventionellen" Eltern, dass viele auf uns wie auf ein rotes Tuch reagierten. Darauf, dass ich geflohen war und meinem Kind damit den Vater angeblich geraubt hatte, dass wir in einer WG lebten, dass ich mit meiner Tochter so glücklich war, dass sie so super gesund und vergnügt war, trotz überstandenem Wehentropfschaden und meiner Erschöpfung, dass sie einen starken Willen hatte, auf den ich auch noch stolz war und und und.... Sie mussten das unbedingt kaputt machen, um zu beweisen, dass so eine Frau wie ich und ihr Kind nur alleine scheitern können. Es war eine regelrechte Hexenjagd. Das sagte sogar mein Homöopath damals, als ich ihm unsere Situation schilderte. Erst dann bekam meine Tochter geringfügige Probleme mit der Gesundheit, war öfter mal erkältet.

Aus dem Mobbing hat sie in der Pubertät leider eine selbstverletzende Haltung entwickelt und machte teilweise ihr Äußeres dafür verantwortlich. Sie versuchte, sich auf Biegen und Brechen den anderen anzupassen und gab eine Zeit lang mir die meiste Schuld am Mobbing, weil ich so anders sei als die anderen Eltern. Sie wollte keine Kinder zu uns einladen, weil unsere Wohnung nicht bürgerlich eingerichtet war etc. - Jetzt hat sie zum Glück begriffen, dass Mobbing immer am Mobber liegt und dass viele Menschen fast platzen, wenn sie jemanden vor sich haben, der noch ungebrochen ist.

Das war mir noch wichtig als Ergänzung zu meiner Ablösung: Meine Blockaden waren da aber auch diese Bewegung weg von den Tätern und nach außen in die Suche nach der neuen Heimat und in die Selbsterkenntnis. - Ich habe mir und meinen Blockaden oft die Schuld gegeben am Scheitern unserer Integration. Aber meine Tochter hatte fast keine Blockaden und sie wurde dafür von fremden Eltern, Kindern oder Lehrern abgestraft oder ausgeschlossen. Also wäre ich auch ohne Blockaden bei diesen Menschen aufgelaufen oder dann erst recht.

Vielleicht ist das ja ein wesentlicher Knackpunkt, dass ich zu viel bei mir nach der Ursache schaue oder an der falschen Stelle und vielleicht hab ich genau diese Macke auf meine Tochter übertragen, so dass sie auch immer die Schuld bei sich sucht, wenn andere sie angreifen? Auch ich verhalte mich noch oft selbstschädigend, wenn andere mich angreifen. Es wird aber immer besser. Auch die Symptome werden dann weniger.
Für uns lautet die Aufgabe wahrscheinlich, herauszufinden was erforderliche, nötige Anpassung ist und wann es zuweit geht.

Vielleicht kannst Du oder jemand anderes hier damit auch was anfangen?

Liebe Grüße

Lyra





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BeitragVerfasst am: 07.02.2008, 15:55    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lyra,

ich möchte Dir schon die ganze Zeit auf diesen Beitrag antworten, doch es fällt mir sehr schwer, da mich das persönlich sehr berührt und bei mir da noch Einiges aufzulösen ist.

Ich hatte auch zu meinen Kindern ein super gutes Verhältnis und wir haben über alles geredet.
Bei meiner ersten Trennug, wollte das Jungendamt mir meine Kinder weg nehmen, es waren schon Betreuungsplätze für alle 4 Kinder organisiert.
Das Jugendamt tauchte mit Polizei auf "Gefahr im Verzug" und wollte handeln. Ich habe mich wie ein Löwe vor meine Kinder geworfen und war verzweifelt, habe Ihnen gesagt, dass ich ohne die Kinder keinen Sinn in meinem Leben sehe.
Die Kinder klammerten sich an mich und weinten fürterlich, sie wollten nicht weg. Die Leute zogen unverrichteter Dinge wieder ab.
Später sagte mir eine Mitarbeiterin vom Jugendamt, zu der wir auch privat ein gutes Verhältnis aufgebaut hatten, dass sie die Kinder nur deshalb nicht mit Gewalt mitgenommen haben, weil sie solch eine starke emotionale Bindung (symbiotisch, meine Meinung) vorher noch nie beobachtet hätten.......

Ich habe durch meine Kinder verstanden, was mir als Kind angetan wurde. Wir haben nächtelang durch geredet und sie haben mir sehr viel erklärt und mich verstehen lassen.
Ein Beispiel, ich saß mit meinem Sohn da und wir redeten, ich war der Meinung, dass ich ruhig rede als mein Sohn meinte " Warum schreist Du mich jetzt so an?!"
Ich wollte mich zuerst verteidigen, dass ich doch gar nicht lauter bin .......... doch dann wurde mir klar, dass ich zwar nicht lauter war, jedoch den Ton meiner Stimme verändert hatte und dominant auf ihn wirkte. (vielleicht auch mein Blick).

Ich habe nahezu alles anders gemacht als meine Mutter, vieles genau gegenteilig, ich habe Ihnen unbewusst geschadet, doch ich habe immer versucht Ihnen zu zuhören und für sie da zu sein.Dadurch habe ich so viel gelernt, wie noch nie in meinem Leben.
Doch ich habe mich unbewusst schuldig an vielem gemacht und finde daher auch Ihre Wut (Gefühle) auf mich berechtigt. Die Wut geht/ ging vorüber und ich kann Ihnen ein Zeuge Ihrer Kindheit und Ihrer Gefühle sein.
Doch ich nehme die Schuld gerne auf mich, denn ich weiss, ich konnte damals nicht anders handeln, weil ich es nicht besser wusste, wissen konnte obwohl ich mich sehr bemüht habe Wissen zu erlangen, warum sie solche Probleme haben.

Auch meine Kinder wurden gemobbt, genauso wie ich gemobbt wurde. Doch ich bin der Überzeugung, dass Kinder gemobbt werden, wenn sie unter einem mangelnden Selbstbewusstsein leiden.
Ein Sohn von mir, der wurde so in die "Ecke" gedrängt, dass er nur noch blind um sich schlug und danach in die Grandiosität verfiel und damit sehr viel Annerkennung bei seinen Mitschülern erlangte, doch das war ja auch nur äusserlich so.

Weißt Du, aus der Sicht meiner Kinder, haben sie sehr unter mir und meiner teilweisen Unfähigkeit gelitten, Ihre Gefühle sind vollkommen berechtigt.
Aus meiner Sicht, habe ich mir verziehen, weil ich es nicht besser konnte.
Ich sehe (und sah) die Folgen(heute) bei Ihnen, ihre Depressionen, Ihr selbstschädigendes Verhalten, Ihre Beziehungsunfähigkeiten u.n.v.m.

Doch war ich diejenige, die sie in dieses Leben hineingeboren habe, die sie mir selber und meinen unfähigen Eltern, Männern usw. aussetzte und teilweise tatenlos zusah, mich selber nicht wehren konnte und Ihnen nicht immer beistand, so wie es eine Mutter tun sollte.

Ich habe Kontakt mit all meinen Kindern, ich bin sicher dass wir mit der Zeit auch wieder zueinander finden werden. Denn Wut löst sich auf, wenn man die Gründe erkennt und sie zulassen darf.
Sie leben alle in verschiedenen Phasen der Heilung und wenn sie von sich aus, den Kontakt suchen, dann bin ich für sie da.

Was ich für Probleme mit und durch die Erziehung (u Missbrauch) meiner Eltern hatte/ habe, da haben meine Kinder nichts mit zu tun, das ist meine Sache und meine Aufarbeitung.
Genauso die Probleme mit meinen Ex-Männern, die ich hatte, weil ich fast immer in der Opferrolle verharrte, das ist meine persönliche Sache und nicht die meiner Kinder.

Ich wünsche Dir und Deiner Tochter weiterhin viel Kraft, Mut und gute Gespräche.
Alles Liebe
jK

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BeitragVerfasst am: 18.02.2008, 19:26    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo jK,

ich würde Dir eigentlich gerne ausführlich antworten, aber durch diesen ganzen Stress, den ich habe, bin ich nur bedingt dazu in der Lage. Ich weiß noch nicht, wie weit ich heute mit meiner Antwort komme. Innerlich arbeiten aber einige Dinge in mir weiter, die Du geschrieben hast. Ich finde es sehr ergreifend, was Du über Dich und Deine Kinder schreibst. An manchen Stellen rebelliert es aber in mir, wenn Du Dich selber anklagst oder Fehler bei Dir siehst, wo andere vielleicht mehr Verantwortung für die Probleme tragen als Du. Es ist schwierig, überhaupt diese Punkte herauszufinden und zu benennen. Mir fällt dazu ein Kommentar einer ehemaligen Beraterin ein, die ich mal vor längerer Zeit hatte. Sie hat mich gefragt, wieso ich mich immer so schlecht mache. Ich konnte damit nichts anfangen. Heute verstehe ich so ungefähr, wie sie es gemeint hat. Vielleicht habe ich deshalb jetzt diesen Eindruck von Dir. An manchen Stellen passt es und an anderen hab ich auch dieses Gefühl, des sich selber Anklagens.

Ein Beispiel fällt mir ein: Als das Jugendamt bei Dir aufgelaufen ist und Deine Kinder holen wollte. Das ist doch extrem traumatisch für Dich und Deine Kinder. Das ist der pure Horror. Wer hat das denn veranlasst? Das sehe ich nicht als symbiotische Reaktion, wenn man sich da schreiend aneinander klammert. Es ist ein natürlicher Instinkt. Kinder sind in ihrem Überleben von den Eltern abhängig. Wenn die Umgebung feindselig ist, so wie in zerrütteten Familien, dann wird die Bindung an positive schützende Bezugspersonen noch stärker.
Das ist also eine normale gesunde Reaktion auf ungesunde Verhältnisse.

Natürlich gäbe es den Effekt auch, wenn die Mutter indirekt Kind ihres Kindes ist (wie in dem Film Schattenkinder) und die Verantwortung ungesund verlagert. Trotzdem ist diese Mutter dann immer noch im Materiellen und in der Erwachsenenwelt mehr zuhause und sichert dadurch die materielle Existenz der Kinder.

Meine Tochter hatte einen Wehentropfschaden und ein Geburtstrauma. Ich hatte ein Gespür dafür, was sie benötigt und wie ich es schaffe, dass sie ohne Medikamente da wieder raus kommt. Tagsüber war sie putzmunter aber nachts ging es bei ihr rund. - Was fiel den Ärzten dazu ein? Sie wollten mir für meine Tochter starke Beruhigungsmittel mitgeben. Ein Arzt wollte ihr sogar Attosil verpassen. Das hat meine Großmutter kurz vor ihrem Tod bekommen! Es gab auch Anzeichen, dass man ihren Folgeschaden nicht ernst nahm und es als "Erziehungsproblem" deutete. Da hatte ich aber die Erfahrung und auch Überzeugung, dass es schadet, wenn man Babys nachts schreien lässt. Es gibt immer einen Grund dafür. Ein oder zwei Mal habe ich es aus absoluter Erschöpfung ausprobiert, was geschieht, wenn ich sie schreien lasse. Sie ist dann weg geblieben. Hat aufgehört zu atmen. Also hatte ich Recht mit meinen Bemühungen um sie. Nur weil ich auf ihre Not eingegangen bin, ist sie immer so gesund gewesen. - Wer hätte das sonst für sie getan? Man hätte ihre nächtliche Not unterdrückt mit Medikamenten oder ihr Leben aufs Spiel gesetzt.

Jahre später hat mir eine Dozentin bei meiner Ausbildung zur Gesundheitsberaterin bestätigt, dass es nur ein Wehentropfschaden gewesen sein kann anhand der genannten Symptome. Ein Kind spürt es, wenn die Mutter es beschützt und es hängt an ihr. Das ist doch normal!

Ob Eure Beziehung an anderer Stelle wirklich symbiotisch gewesen sein kann, kann ich natürlich nicht beurteilen. Es geht mir hier erst mal nur um diese Trennungsgeschichte von der Du schreibst. Auf die Worte einer Frau vom Jugendamt würde ich da nicht so viel geben, denn diese Leute haben ja meist mit sehr zerrütteten Familien zu tun. Wenn die Mütter Täterinnen sind, dann schreien die Kinder auch weniger, wenn sie weggeholt werden. Mir wäre das nie im Traum eingefallen, nach meiner Mutter zu schreien. Das deutet aber auf eine gestörte Mutter-Kind-Bindung hin und das Gegenteil davon ist nicht unbedingt symbiotisch.

Für mich ist die Grenze zum Schädlichen dort überschritten, wo die Mutter sich abreagiert. Fehler aus Unwissenheit machen alle. Für Ausrutscher kann man sich gleich danach entschuldigen, wenn das Bewusstsein dafür da ist und dem Kind das auch vermitteln, dass niemand unfehlbar ist. Für mich ist die Grenze zur Täterschaft ganz klar da überschritten, wo ein Kind offen Angst zeigt oder Aua sagt und das einfach beiseite geschoben wird. Das ist Wiederholung, das ist Abreagieren oder bewusstes Augen-Verschließen.

Wenn man auf den stummen oder offenen Protest des Kindes eingeht und sein Verhalten ändert, dann ist das ok. Das ist Lernen und auch für Kinder ein Vorbild, wie man mit Kindern oder Schwächeren umgeht. Dass da keine Autorität respektiert sondern Gleichberechtigung geübt werden muss und die Erwachsenen oder Stärkeren auf Klagen reagieren.

Natürlich leiden Kinder unter ungesunden Bedingungen in einer Familie. Aber in welcher Familie ist es perfekt? Es kann ja auch nicht sein, dass man einem großen Teil der Bevölkerung das Kinderkriegen verbietet. Wenn jemand beste Absichten hat und reflektiert und lernen will, dann ist das mehr, als die meisten ihren Kindern bieten. Dann dürfte auch ausgeschlossen sein, dass es zu wirklich schlimmen Fehlern kommt. Verantwortung tragen und es bedauern, wenn man versagt, das ist gesund. Fehler zu korrigieren ist das beste Vorbild für Kinder.
Deshalb tut ein Fehler natürlich trotzdem weh und ist bedauerlich. Es kommt natürlich auch auf die Schwere des Fehlers an. Manche Fehler sind kaum noch auszugleichen, wenn es um MB oder andere Formen der Gewalt geht. Da ist es dem Opfer überlassen, ob es jemals verzeihen kann und will.

Jetzt bin ich doch ins Schreiben gekommen, wie ich gerade bemerke. Nur noch kurz zum Thema Mobbing: Die offizielle Haltung der Selbsthilfegruppen in dieser Sache ist die, dass Mobbing ein reines Täterproblem ist, das mit den Mobbingopfern nicht direkt zu tun hat. Man kann wohl beobachten, dass es am ehesten die Sensiblen und Verletzlichen trifft aber das ist nicht unbedingt die Regel. An sich etwas zu verändern, damit man vor Mobbing sicher ist, ist sehr verhängnisvoll und geht oft nach hinten los. Man passt sich dann einem dumpfen Gruppendruck an und gibt den Tätern indirekt Recht. Ich weiß gerade nicht, wie das rüber kommt, was ich hier schreibe. Ich will mich auch nicht streiten über diese sensiblen Themen. Ich möchte nur zum Nachdenken anregen, damit der weit verbreiteten Ungerechtigkeit in diesen Themen entgegengewirkt wird. Es regt mich sehr auf, immer noch, weil ich so viel damit zu tun hatte. Ich habe auch sehr selbstbewusste Menschen, die einfach anders waren, anders gedacht haben oder die sogar erfolgreich und glücklich waren gesehen, die Mobbing-Opfer wurden. Ein Freund der Familie war super selbstbewusst und erfolgreich sogar beliebt und im Betriebsrat und wegen eines einzigen Fehlers wurde er dann so fertig gemacht, dass er daran zerbrach. Er konnte es nicht glauben, dass die ehemaligen guten Kollegen nun auf ewig Feinde sind. Als ihm Jahre später gekündigt wurde, hat er sich das Leben genommen. Das war für mich der Impuls zu merken, dass ich zu mir stehen muss, damit ich leben kann!

Es kommt also auf die Gruppenstruktur an, wer Opfer wird und ob die Gruppe so etwas nötig hat, wie tolerant oder totalitär diese Gruppe ist.

Für heute mache ich hier einen Punkt. Danke fürs Lesen!

Liebe Grüße

Lyra
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BeitragVerfasst am: 27.02.2008, 17:25    Titel: Antworten mit Zitat

Hallo Lyra,

heute habe ich den Kopf mal was frei und möchte Dir auf diesen Thread und Deine Gedanken dazu, noch einmal antworten.

Ich kann vor meinen Kindern nur ehrlich das zugeben, was ich verbockt habe und Ihnen die Gefühle dazu zugestehen und bezeugen, das es auch so war.

Sicherlich waren viele Situationen auch für mich traumatisierend und ich bin beileibe nicht Ihr Haupttäter, sondern in vielen Sachen, ein (unbewußt) duldender Mittäter gewesen.
Ich habe versucht mich und meine Kinder vor meinem ersten mißhandlenden Ehemann in Sicherheit zu bringen und gab sie oft (und dankbar) in die angebotene Obhut meiner Eltern.
Damals war mir auch noch nicht bewußt, was meineEltern mir antaten. Den Kontaktabbruch und das ausschließen von mir, durch meinen Vater, das habe ich akzeptiert.
Genauso war ich auch für sie eine emotionale Stürze in vielen Dingen und habe immer nach bestem Wissen, Gewissen und Können gehandelt.

Jedoch ist das die Sache meiner Kinder, inwieweit sie sich sich die Gefühle auf die anderen Täter zugestehen und sie berechtigt ausleben und zulassen können.
Ich kann nur das anklagen, was mir angetan wurde und bin nicht der Richter für die Gefühle meiner Kinder, die sie Ihren anderen Täter entgegen bringen (dürfen/ können).
Sie finden bei mir Bestätigung, bezüglich anderer Täter, wenn sie die suchen.

Ich habe meinen Kindern niemals bewußt irgendeinen Schaden zugefügt, sondern nur in meinem Wiederholungszwang unbewusst gehandelt oder kehrte teilweise, die Verhaltenweisen meiner Mutter komplett um.

Jedoch haben meine Kinder ein Recht auf Ihre Gefühle, die auch durch unbewußtes Handeln der Eltern entstehen.
Nur wenn man die Emotionen, die abgespalten wurden in berchtigten Gefühlen erlebt, heilt die Psyche. Keine Moral kann dies errreichen.

Wenn jemand einen anderen mit dem Auto anfährt, so ist es doch für den Schaden des Opfers unerheblich, ob es vom Fahrer beabsichtigt oder unbeabsichtigt passiert ist...... Dies ist lediglich eine rechtliche Frage.

Eine symbiotische Bezeihung kann auch gesund sein, sie ist sogar bei Säuglingen/Kleinkindern nötig für die gesunde Entwicklung, so habe ich das jedenfalls verstanden. Erst mit zunehmender Selbstständigkeit löst sich die simbiotische Beziehung auf.

Die Aussage von der Frau vom Jugendamt hat mir damals sehr gut getan und bestätigt ja auch das, was Du schreibst, sie sprach von einer ungewöhnlich starken emotionalen Beziehung, wie sie eben in total zerütteten Familienverhältnissen nicht vorkommt.
Das hat wohl (für das Jugendamt) davon gezeugt, daß meine Kinder durch mich keiner Gefahr ausgesetzt waren.

Ich habe auch heute ein ausgesprochen gutes emotionales Verhältnis zu meinen Kindern, auch wenn sich nicht alle regelmäßig bei mir melden. Ich weiß ganz gewiß, wenn sie wirklich denken, daß ich ihnen helfen kann, dann melden sie sich.
Jedoch erwarte ich für nichts Dankbarkeit, so wie es meine Mutter getan hat und mich damit lange Zeit gequält hat.

Ganz liebe Grüße
jK
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