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Verfasst am: 30.11.2009, 19:34    Titel: Vom Opfer zur Überlebenden
Hallo Ihr Lieben, wenn ich so zurück blicke, kann ich mittlerweile ziemlich gut sehen, wie lange ich in der Opferrolle gefangen war, mich teilweise da auch ziemlich gekonnt immer wieder rein manövriert habe. Natürlich geschah das unbewußt, gelenkt durch mein Unterbewußtsein, das halt so programmiert worden ist. 42 Jahre lang, war ich darin mehr oder weniger gefangen. Zwischendurch habe ich zwar manchmal aufbegehrt, mich auch während so eines Aubegehrens geschafft von meinem 1. schlagenden Mann zu trennen, doch letzendlich bin ich doch immer wieder drin gelandet. Dabei ist mir (auch rückblickend) aufgefallen wie viele Facetten so eine Opferrolle haben kann, die ich selber gar nicht wahr genommen habe, mein Umfeld auch nicht. Ich wurde sogar von vielen für selbstbewußt und "stark" gehalten, hab mich aber immer wieder ausnutzen lassen, ging weit über meine eingenen Grenzen hinaus und kannte einfach kein "Nein" oder gar Mitleid mit mir selber. Erst als es ab 2001 immer weiter ziemlich steil bergab ging, war ich dann 2005 so tief unten angekommen, daß mir alles egal war, ich mich sogar schon mit dem Sterben abgefunden hatte .... doch ich entschied mich fürs Leben und ließ mein ganzes bisheriges Leben hinter mir. Völlig neu fing ich an, nahm mich selber und meine erlittenen Verletzungen immer ernster und begann hin zu sehen, was mir bis dahin alles an schrecklichen Dingen angetan worden war..... als Kind konnte ich mich nicht wehren, doch auch als Erwachsene war ich weiterhin in dieser Rolle gefangen, suchte sie sogar, denn das war es was ich kannte.... vor Neuem hatte ich furchtbare Angst. Bin ich das selber schuld?... habe ich mich oft gefragt ... nein, bin ich nicht, ich war einfach nicht in der Lage meine emotionale Blindheit abzulegen, denn zu schmerzhaft und vielleicht todbringend hätte die Wahrheit sein können. Erst als mein eigenes Leid nahezu unerträglich wurde, ich fast daran gestorben wäre, daß ich mich um mich selber nicht gekümmert und mich ernst genommen habe, da war es mir endlich möglich mich aus der Opferrolle zu befreien. Seit dem sind nun fast 5 Jahre vergangen und ich habe fest gestellt, ich fühle mich als Überlebende und schon lange nicht mehr als Opfer .... Ich habe überlebt, ich habe mich selber und meinen Schmerz gefunden. Egal was nun auch passiert, ich weiß, daß mich der Schmerz der Vergangenheit nicht mehr umbringen kann. Bin ich nun geheilt? Nein, es werden immer Narben bleiben, es kommt immer wieder mal etwas hoch, das ich so noch nicht gewußt und gefühlt habe ... doch ich versuche nicht mehr, davor weg zu laufen. Fühlen heißt Leben und ich möchte fühlen, denn es gibt auch viele, viele schöne Gefühle. Warum ich das hier aufgeschrieben habe? Weil ich für mich fest gestellt habe, es lohnt sich zu Leben und ich nenne mich heute mit Stolz Überlebende. Vielleicht macht es ja so Manchen Mut, auch weiter zu gehen und die eigenen Verletzungen ganz genau anzuschauen und sich selber einzugestehen, daß es keine Möglichkeit gab sich zu wehren, die Schuld alleine bei den Tätern und dem Umfeld liegt, die keine Gnade kannten und versteckte Hilferufe einfach ignoriert haben. Liebe Grüße jK _________________ Wir sind umgeben von emotionaler Blindheit, doch es wird kommen, für immer mehr, die Zeit, wo es Menschen in die eigene Wahrheit treibt. Wer erst einmal die ganze Wahrheit sehen kann, meint sterben zu müssen oder verzweifeln daran, doch in Wahrheit fängt man endlich zu leben an! ©by jK